Lời bài hát: Konstantin Wecker. Vaterland. Willy III.
Tut mir leid, Willy, dass ich dich noch einmal belastigen muss in Deiner wohlverdienten, ewigen Ruhe.
Aber es brennt mir so auf der Seele, und die Gesprache mit dir waren immer so schon unbesonnen, so gar nicht "political correct".
So wie wir zwei immer miteinander geredet haben denken viele glaub ich. Aber man tut es nicht mehr allzu laut Willy.
Keine Gefuhle mehr in der Politik, keine wirklich neuen Ideen.
Keine Visionen oder gar Utopien.
Und vor allem nichts Radikales.
Um Gottes Willen nur nichts Radikales in der Gesellschaft der Normalitat. Der Glaube an den Fortschritt ist ungebrochen und wird mit dem Flammenschwert der Verdrangung verteidigt.
Du kannst dir nicht vorstellen, was da zur Zeit los war. Eine Horde christlich-liberaler Politiker rastete aus und hackt auf die 68er ein, als ware das die letzte Moglichkeit ihr langweiliges Karriere-Dasein noch zu entschuldigen.
Den Fischer ham?s grad in der Mangel gehabt, na, als wenn sie nicht wussten dass es gefahrlich sein kann sich mit dem anzulegen. Wenn?s sein muss schickt der die NATO, wie wir wissen. Aber er soll mal Steine geschmissen haben, und dass ist naturlich viel schlimmer.
Und dann wird gleich der Vergleich mit den Faschisten aus der Versenkung geholt. Wir haben uns damals schon gewehrt gegen die fatalen Ideologisierungen der 70er. Gegen diese moralpolitischen Eitelkeiten. Aber ich sehe immer noch schon einen Riesenunterschied darin feige uber Obdachlose oder Auslander in Horden herzufallen, oder sich gegen schwerbewaffnete Polizisten zu verteidigen.
Aber wei?t was Willy? Hier wird nicht den Steinewerfern der Prozess gemacht, sondern wieder mal all jenen die sich gegen bestehende Moral und Norm zur Wehr setzen. Die es wagen dass anzugreifen was scheinbar festgefugt immer wieder und fur ewig gilt.
Haben wir nicht die beste aller moglichen Gesellschaftsformen, hei?t es immer wieder, und alle nicken ergriffen, als musste nicht auch das beste System immer wieder erneuert werden. Als musste man nicht immer bereit sein Weltbild in Frage zu stellen.
Na, und wie perfekt ist denn nun dieses beste aller Systeme wirklich? Nur weil es hierzulande den meisten finanziell ganz gut geht? Was soll man aber machen gegen hemmungslos spekulierende Fondsmanager? Gegen das organisierte Verbrechen an der Biosphare? Gegen 30 Millionen verhungernde jahrlich, und einige Millionen nur an Ernahrungsmangel blind gewordener Kinder?
Wer kampft eigentlich noch gegen den Ausnahmezustand der benutzten Natur? Kein Tier, kein Baum, kein Fluss und kein Meer besitzt noch irgend einen Wert in sich selbst. Sie alle sind entwertet durch die Tatsache dass sie kein Geld sind.
"Es gibt kein richtiges Leben im falschen", kannst du dich noch erinnern Willy? An den Adorno? Es gibt keine Insel des Glucks in einer Welt voller Leid.
Aber wir haben ja eine unangreifbare perfekte Gesellschaft, gegen die vor allem die nicht vorgehen werden, die es geschafft haben. Die Saturierten. Aber hinter jedem Fetten stehen ein paar Abgemagerte, Ausgehungerte. Und solche voller Ideen und Traume, denen die Karriere nicht alles ist. Die erkannt haben dass es unmoglich ist sich Gluck zu erkaufen. Die lieber hungern, als ihre Seele verhungern zu lassen. Die lieber protestieren, als sich schmieren zu lassen
Aber das alles ist naturlich nicht mehr so erwahnenswert wie die Fellatio an einem Prasidenten, oder der wundersame Samentransfer eines Tennisspielers.
Ja, Willy, jetzt werden?s alle wieder sagen: schauts ihn an, den Moralisten, den Wecker, er kann?s nicht lassen. Aber du bist mein Zeuge, ich hasse die Moral. Immer wenn moralischer Eifer im Spiel ist, steckt ein handfestes egoistisches Interesse dahinter.
Ich will nur nicht aufhoren nach der Wahrheit zu suchen. Wer mit der allgemeinen Gier nicht mitzieht, wer es nicht unglaublich hip findet sein Geld zum Zwecke der Vermehrung ein paar mal um den Erdball zu jagen, wer es nicht toll findet die zu beschei?en, die nun mal nicht so clever sind, der wird bestenfalls als Spinner verlacht, oder als ewig gestriger abgetan
Und es gab damals wie heute Grunde gegen einen selbstgerechten Staat vorzugehen. Zu demonstrieren, zu protestieren, und wie denn bitte, wenn nicht auch mit au?erparlamentarischen Mitteln?
Vor zweieinhalb Tausend Jahren hat Lao-Tse den Weg zu einer friedlichen, gesunden Gesellschaft beschrieben:
Die Tuchtigen nicht bevorzugen,
so macht man, dass das Volk nicht streitet.
Kostbarkeiten nicht schatzen,
so macht man, dass das Volk nicht stiehlt.
Nichts begehrenswertes Zeigen,
so macht man dass das Herz nicht wirr wird.
Darf man denn eigentlich uber so was gar nicht mehr nachdenken? Uber eine Ordnung ohne Konkurrenz und Leistungserfolg, ohne Besitz und Wettbewerb? Statt eines gesunden Geldbeutels eine gesunde Psyche? Sind diese Utopien verboten?
Das ware fur mich Globalisierung! Nicht ein hemmungslos freier Markt als Kronung abendlandischer Kulturentwicklung zur Weltzerstorung!
Wer gegen Steine werfen ist, muss auch gegen die Grausamkeit dieser geldsuchtigen Gesellschaft sein. Und wer Jagd auf andere macht, muss zuerst mal sich selber jagen.
So, und jetzt ist Schluss, Willy, ich werde dich nicht noch einmal ausgraben. Ich lass dir deinen Frieden.
Nur leider musste ich dein Lied zum Schluss noch einmal umschreiben.
Gestern ham?s an Willy begrob?n!
Und heut, und heut und heut - heut werd a nomal derschlog?n!
Gestern ham?s an Willy begrob?n!
Und heut, und heut und heut - heut werd a nomal derschlog?n!
Wecker, Konstantin
Vaterland
Wecker, Konstantin
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